Liebe Gartenfreunde und Hobbygärtner,
bei der Wahl der passenden Pflanzen für den Garten sind viele Dinge zu beachten. Nicht nur Aussehen, Bodenbedingungen und persönliche Präferenzen sind zu beachten. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Form der Wurzeln, die gerade bei größeren Pflanzen und Gehölzen bei der Auswahl mit einbezogen werden sollten. Daher gibt der heutige Beitrag einen Überblick der verschiedenen Wurzelformen von Gartenpflanzen und was man bei den jeweiligen Wurzelformen beachten sollte.
Bodenbedingungen beeinflussen die jeweilige Wurzelform
Pflanzen passen sich an lokalen Bedingungen sehr gut an und auch die Form einer Pflanzenwurzel ist nicht fest vorgegeben, sondern wird stark von den jeweiligen Bodenbedingungen beeinflusst. So spielen bspw. Nährstoffe, Bodendichte, Wasservorkommen etc. eine große Rolle bei der Ausbildung der jeweiligen Form der Pflanzenwurzel. Generell wachsen die Pflanzenwurzeln in die Richtung, wo ausreichend Nährstoffe und Wasser vorhanden sind. So kann bspw. auch eine eigentlich tiefwurzelnde Pflanze eine relativ flache Wurzel ausbilden, wenn die obenliegenden Erdschichten reich an Nährstoffen sind, die darunter liegenden aber sehr nährstoffarm. Entsprechend sind beim Wurzelwachstum die lokalen Bedingungen immer mit zu berücksichtigen.
Flachwurzler, Tiefwurzler und Herzwurzler – die drei typischen Wurzelformen
Drei Begriffe haben sich im deutschsprachigen Raum durchgesetzt, um die charakteristische Wurzelform von Pflanzen zu beschreiben: Flachwurzler, Tiefwurzler und Herzwurzler. Die Übergänge zwischen den einzelnen Wurzelformen sind fließend und eine exakte Abgrenzung nicht immer möglich. Wie oben bereits beschrieben wurde, sind die tatsächlichen Wurzelformen sowieso nicht nur von der typischen Wurzelform einer Gartenpflanze abhängig, sondern auch geprägt von den lokalen Bodengegebenheiten, so dass eine absolute Trennschärfe an dieser Stelle zu vernachlässigen ist.
Flachwurzler – tellerförmige Ausbreitung der Wurzeln rund um den Stamm
Flachwurzler bilden sehr flache Wurzeln in den oberen Schichten des Bodens aus. Das Wurzelwerk der Flachwurzler breitet sich dabei scheibenförmig um den Stamm aus. Bei lockeren und sandigen Böden sind Flachwurzler gerade bei Sturm oder starkem Wind sehr gefährdet, da die Flachwurzler dann nur unzureichend Halt im Boden finden.
Die Wurzeln der Flachwurzler durchdringen die oberen Bodenschichten und stehen daher in direkter Nährstoffkonkurrenz zu den Pflanzen, die im Bereich der Wurzelscheibe wachsen. Diese Standort- und Nährstoffkonkurrenz sollte bei der Planung von Gärten und Park mit einbezogen werden.
Beispiele für Flachwurzler sind viel Arten der Fichte, Hainbuche, Pappel, Magnolie, Rosskastanie, aber auch bspw. die Rhododendren.
Tiefwurzler – pfahlförmige Wurzeln bis zu 30m tief in die Erde
Tiefwurzelnde Gartenpflanzen bilden eine einzelne Hauptwurzel (oder wenige Hauptwurzeln) aus, die bis zu 30 tief in den Boden ragen können (bspw. bei Lupinen). Ein Sonderfall der Tiefwurzler sind Pfahlwurzler, die sich auf eine einzige Hauptwurzel beschränken.
Durch die sehr tiefreichenden Wurzeln können diese Pflanzen auch gut in Gebieten überleben, deren oberen Bodenregionen nur wenig Nährstoffe bieten oder wo nur wenig Niederschlag fällt. Mit den tief in die Erde reichenden Wurzeln können Tiefwurzler sich auch durch das Grundwasser mit Flüssigkeit versorgen und sind daher häufig pflegeleichter als andere Gartenpflanzen. Die tiefe Wurzel bringt aber auch einen Nachteil, denn ein Verpflanzen der Tiefwurzler ist sehr schwierig, weil ein Großteil der Wurzel verloren geht.
Beispiele für Tiefwurzler sind Eibe, Esche, Eiche, Lärche, Lupine, Rose, Flieder oder auch der Weiß- und Rotdorn.
Herzwurzler – Wurzelwachstum in alle Richtungen
Herzwurzler sind eine Mischung aus Flach– und Tiefwurzler. Diese Pflanzen bilden ein Wurzelsystem aus, das weder nur eine Pfahlwurzel besitzt, noch sich auf eine tellerförmige Wurzelscheibe beschränkt, sondern eine Mischung aus beiden Wurzelformen ausbildet. Kräftige Hauptwurzeln verzweigen sich auch stark in die Horizontale. Die sich dadurch bildenden charakteristische Form der Wurzeln ist hier Namensgeber – ein Querschnitt der Pflanzenwurzeln Wurzeln hat die typische Herzform.
Herzwurzler entwickeln oftmals die endgültige Wurzelform ausgehend von einer Pfahlwurzel, die sich im Laufe der Jahre gerade im oberen Bereich stark verzweigt. Im Gegensatz zu den Flachwurzlern sind Pflanzen mit Herzwurzeln nicht so wind- und sturmgefährdet.
Typische Vertreter der Herzwurzler sind der Feldahorn, Buche, Buchsbaum, Amberbaum und die Linde.
Viele Grüße,
Alexander Kipp
Vom Team der Baumchule NewGarden