Bei der Wahl der richtigen Gartenpflanzen haben zahlreiche Faktoren einen Einfluss. Welche Art von Gartenpflanze ist gewünscht, Größe, Farbe, Aufwand für die Pflanzenpflege etc. Ein Punkt, der auf den ersten Blick nicht sichtbar ist, die Form der Wurzeln, die gerade bei größeren Pflanzen und Gehölzen bei der Auswahl passender Gartenpflanzen mit einbezogen werden sollten. Sollen bspw. zwischen Großgehölzen noch andere Gartenpflanzen wachsen, sollte man hier evtl. besser auf tiefwurzelnde Gehölze zurückgreifen und Flachwurzler eher meiden, denn diese stehen in direkter Nährstoff– und Standortkonkurrenz mit den anderen Gartenpflanzen, da beide aus den gleichen Bodenregionen Nährstoffe beziehen.
Dieser Artikel gibt einen Überblick der verschiedenen Wurzelformen und was man bei den jeweiligen Arten beachten sollte.
Bodenbedingungen beeinflussen die jeweilige Wurzelform
Pflanzen sind Lebewesen, die sich den lokalen Gegebenheiten sehr gut anpassen können, so dass auch die Form der Pflanzen-Wurzel nicht deterministisch vorgegeben ist. So spielen bspw. Nährstoffe, Bodendichte, Wasservorkommen etc. eine große Rolle bei der Ausbildung der jeweiligen Pflanzenwurzel. Generell wachsen Pflanzenwurzeln immer in die Richtung, wo ausreichend Nährstoffe und Wasser vorhanden sind. So kann bspw. auch eine normalerweise tiefwurzelnde Pflanze eine relativ flache Wurzel ausbilden, wenn die obenliegenden Erdschichten im Gegensatz zu den darunter liegenden Schichten reich an Nährstoffen und Wasser sind. Durch solche dynamischen Anpassungen an die jeweilige Situation sind also nicht nur die typischen typischen Wurzelformen einer Gartenpflanze zu berücksichtigen, sondern auch immer die lokalen Bodenbedingungen zu betrachten, um ein Wurzelwachstum vorhersagen zu können.
Nur wenn der Boden wirklich überall gleichgut mit Nährstoffen und Wasser versorgt ist und auch die Art des Bodens in allen Bereichen und Dichten ähnlich ist, kann man davon ausgehen, dass eine Pflanze ihre typische Wurzelform ausbildet. Ansonsten gibt die typische Wurzelform einer Gartenpflanze die Wachstumstendenz an.
Die großen Unterscheidungen – Flachwurzler, Tiefwurzler und Herzwurzler
Je nach Quelle gibt es zahlreiche Bezeichnungen für die typischen Wurzelformen, aber drei gängige Begriffe haben sich im deutschsprachigen Raum durchgesetzt, um die charakteristische Wurzelform einer Gartenpflanze zu beschreiben: Flachwurzler, Tiefwurzler und Herzwurzler. Auch hier sind die Übergänge zwischen den einzelnen Wurzelformen fließend und ein trennscharfe Abgrenzung ist nicht immer möglich. Wie oben bereits beschrieben wurde, sind die tatsächlichen Formen einer Pflanzenwurzel aber sowieso nicht nur von der typischen Wurzelform einer Gartenpflanze abhängig, sondern auch geprägt von den lokalen Bodengegebenheiten, so dass eine absolute Trennschärfe an dieser Stelle zu vernachlässigen ist.
Flachwurzler – scheibenförmige Ausbreitung der Wurzeln in oberen Bodenschichten
Flachwurzler bilden, wie der Namen schon sagt, sehr flache Wurzeln in den oberen Bodenschichten aus. Das Wurzelwerk der Flachwurzler breitet sich dabei tellerförmig um den Stamm aus. In lockeren Böden sind Flachwurzler gerade bei Sturm oder starkem Wind sehr gefährdet, da die Flachwurzler dort nur unzureichend Halt im Boden finden.
Die Wurzeln der Flachwurzler durchdringen primär die oberen Bodenschichten und stehen daher in direkter Nährstoffkonkurrenz zu den Pflanzen, die im Bereich der Wurzelscheibe wachsen. Diese Standort- und Nährstoffkonkurrenz sollte bei der Planung von Gärten und Park mit einbezogen werden.
Prominente Vertreter der Flachwurzler sind viel Arten der Fichte, Hainbuche, Pappel, Magnolie, Rosskastanie, aber auch bspw. die Rhododendren bilden flache Wurzeln aus.
Tiefwurzler – pfahlförmige Wurzeln bis zu 30m tief in die Erde
Im Gegensatz zu den Flachwurzlern bilden tiefwurzelnde Gartenpflanzen eine einzelne Hauptwurzel (oder wenige Hauptwurzeln) aus, die, je nach Pflanze und Bodenbedingung, bis zu 30 tief in den Boden ragen können. Ein Sonderfall der Tiefwurzler sind Pfahlwurzler, die sich auf eine einzige Hauptwurzel beschränken.
Durch die sehr tiefreichenden Wurzeln können diese Pflanzen auch gut in Gebieten überleben, deren oberen Bodenregionen nur wenig Nährstoffe bieten oder wo nur wenig Niederschlag fällt. Mit den tief in die Erde reichenden Wurzeln können Tiefwurzler sich auch durch das Grundwasser mit Flüssigkeit versorge. Tiefwurzler sind aber nicht nur pflegeleicht, sondern lockern den Boden durch die tiefen Wurzeln gut auf.
Der Nachteil bei Tiefwurzlern ist die fehlende Mobilität. Bei einmal angewachsenen Pflanzen ist es sehr schwierig, diese noch einmal zur verpflanzen, weil ein sehr großer Teil der Wurzel verloren geht.
Typische Vertreter der Tiefwurzler sind Eibe, Esche, Eiche, Lärche, Lupine, Rose, Flieder oder auch der Weiß- und Rotdorn.
Herzwurzler – Wurzelwachstum in alle Richtungen
Eine Mischung aus Flach– und Tiefwurzler sind die sog. Herzwurzler. Die Pflanzen mit Herzwurzeln bildene ein Wurzelsystem aus, das weder nur eine Pfahlwurzel besitzt, noch sich auf eine Wurzelscheibe direkt unter der Oberfläche beschränkt, sondern eine Mischung aus beiden Wurzelformen ausbildet. Viele kräftige Hauptwurzeln verzweigen dabei auch stark in die Horizontale. Die sich dadurch bildenden charakteristische Form der Wurzeln ist hier Namensgeber, denn ein Querschnitt der Pflanzenwurzeln hat die typische Herzform.
Herzwurzler entwickeln oftmals die endgültige Wurzelform ausgehend von einer Pfahlwurzel, die sich im Laufe der Jahre gerade im oberen Bereich stark verzweigt. Im Gegensatz zu den Flachwurzlern sind Pflanzen mit Herzwurzeln nicht so wind- und sturmgefährdet.
Typische Vertreter der Herzwurzler sind der Feldahorn, Buche, Buchsbaum, Amberbaum und die Linde.